Julia Hatina Julia Hatina

Immer ganz flexibel.

Wie entscheide ich mich für die richtige Brennweite? Ich will doch nichts verpassen…

Allzeit bereit oder? Es könnte ja sein, dass ich einen tollen Moment verpasse. Und der muss ja richtig eingerahmt werden. Also den richtigen Bildausschnitt haben. Will ich einen ganz weiten Blick haben und möglichst viel am Foto zeigen oder ganz nah ran und ein Detail festhalten. Diesen Ausschnitt nennt man auch die Brennweite eines Kameraobjektivs. Da hat man nun also bei der Entscheidung darüber die Qual der Wahl. Und die Möglichkeiten sind quasi unbegrenzt. Wenn ich da flexibel sein möchte brauche ich ein Zoomobjektiv, hier habe ich einen gewissen Spielraum beim Bildausschnitt. Ich kann also “rein- und rauszoomen”. Toll und praktisch. Nur. Solche Teile sind teuer oder ich muss mich möglicherweise mit Qualitätsabstrichen abfinden. Und sie sind im Regelfall größer und schwerer. Und heikler. So genannte Fixbrennweiten hingegen sind handlicher, bei gleicher Qualität günstiger und haben häufig in der Schärfe ein wenig die Nase vorn. Dafür habe ich immer nur den gleichen “Rahmen”.

Also was tun? Geben tut es alles. Kommt natürlich sehr auf die Umstände an.

Wenn ich eine Hochzeitsreportage mache, gibt es keine Diskussion. Die Momente sind zu wertvoll, als dass ich hier etwas riskieren möchte. Und da geht alles schnell. Situationen ergeben sich jede Sekunde und das kann direkt vor mir sein oder auch weit weg. Da kommt für mich nur ein Zoomobjektiv in Frage.

Für alles andere ist die Entscheidung nicht zu einfach. Was möchte ich fotografieren? Wie viel Platz habe ich in meiner Kameratasche? Kann ich entspannt Objektive tauschen? Besonders schwer fällt es mir für meinen Urlaub. Neue außergewöhnliche Orte, da darf ich doch auch keine Möglichkeit auslassen oder? Verlockend wäre es schon mit kiloweise Equipment zu fahren. Leider nicht wirklich eine Option, wenn man noch zwei Kinder mit hat. Trotzdem kam viel zu viel mit. Objektive, diverse Filter dazu usw.

Letzten Sommer habe ich mich eigentlich eh bemüht. Wir waren auf Roadtrip entlang der Nordküste Spaniens. Motive ohne Ende. Ich hatte mein Zoomobjektiv mit. Dieses bietet mit 24-70mm einen weiten Bildausschnitt, super geeignet für Landschaftsbilder, ermöglicht aber einen engeren Ausschnitt für das eine oder andere Urlaubsportrait oder ähnliches. Damit war ich definitiv am flexibelsten. Zur Sicherheit habe ich noch eine weitere Fixbrennweite (35mm - auch ok für Landschaften) mit und einfach nur für den Notfall meine 50mm Fixbrennweite. Das entspricht so ungefähr der Normalsicht, nicht unbedingt das, was man für Landschaftsaufnahmen empfiehlt. Eher gar nicht.

Hört sich ja nach einem Plan an oder? Naja, theoretisch schon. Praktisch ist mir am 1. Tag des Urlaubs zum ersten Mal meines Lebens ein Objektiv eingegangen. So viel zum Zoom. Als wäre das nicht genug, zwei Tage später hat sich meine 35mm Linse mit einer plötzlich unerwartet hohen Welle angelegt und verloren. Was für eine Hitrate. Gut, da war die Verzweiflung schon groß. Wie sollte ich die wunderschönen weiten Strände und Küstenlandschaften so einfangen? Geht halt aber nicht anders. Musste mein 50mm her. So mancher Landschaftsfotograf hätte nur entsetzt den Kopf geschüttelt. Und ich war echt enttäuscht und dachte, ich werde mit den Fotos nicht glücklich sein.

Ich musste mich doch um einiges mehr um die Komposition kümmern und schauen was alles in den Rahmen kommt. Ich bin also viel mehr herumgelaufen um entweder näher ranzukommen oder mal zurückgehen. Da ist auch manchmal Kreativität gefragt, wenn das Motiv so einfach nicht reinpassen möchte. Ich hab auch ganz oft mehrere Aufnahmen von einem Motiv gemacht um diese zu einem Panorama zusammenzufügen.

Aber dann hab ich die Fotos gesehen. Und was soll ich sagen, natürlich hat sich das alles ausgezahlt. Ich muss sagen, ich war dann wirklich happy mit den Ergebnissen. In der wunderschönen Gegend, in der wir waren, ist es nicht schwer schöne Fotos zu machen. ABER mich so viel mehr mit meinen Motiven auseinanderzusetzen, hat einen ziemlichen Unterschied gemacht und mich wieder ein Stück weitergebracht. Nach einer Weile hatte ich auch das Gefühl trotzdem ganz flexibel zu sein was die Motivauswahl betrifft. Und der Urlaub hat mich gelehrt, dass die Kamera nie die Einschränkung ist. Kreativität hat keine Grenze und kein technisches Limit.


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